Günter Neubert wird 85
von Helmut Loos
Am 19. September 2009 wurde der renommierte Komponist Günter Neubert zum Präsidenten der Grieg-Begegnungsstätte (e. V.) gewählt. Als Nachfolger der Gründungspräsidentin Prof. Dr. Hella Brock war wieder eine herausragende Persönlichkeit des Leipziger Musiklebens gefunden worden, um das Andenken an Edvard Grieg in Leipzig zu bewahren, der ja gewissermaßen ein Wahlleipziger gewesen ist. In der Talstraße 10 hatte er ein ständiges Domizil bei Max Abraham, dem Inhaber des Musikverlags C. F. Peters gefunden, mit dem er einen Generalvertrag abgeschlossen hatte.
Günter Neubert konnte gleich mit seiner Wahl ein markantes Zeichen setzen, denn im Anschluss an die Sitzung enthüllte Oberbürgermeister Burkhard Jung die vom Ehrendirigenten des Gewandhausorchesters Prof. Dr. Herbert Blomstedt gestiftete Bronzebüste Edvard Griegs im Garten der Begegnungsstätte. Es folgten im Salon der Begegnungsstätte noch Porzellanbüsten von Grieg (2010), Henri Hinrichsen (2011) und Max Abraham (2013). Günter Neubert selbst bezeichnete sich gelegentlich auch als „Büstenpräsident“. Er setzte damit wichtige Zeichen nicht nur hinsichtlich des norwegischen Komponisten, sondern vor allem auch hinsichtlich der jüdischen Verlegerfamilie, deren tragischer Familiengeschichte in Zeiten der Diktaturen zu gedenken ist. Der gütliche Ausgleich ungeklärter Besitzverhältnisse zwischen der Verlegerfamilie und der Stadt Leipzig konnte in der Begegnungsstätte unter Teilnahme hochrangiger Vertreter der Familie Hinrichsen und der Stadt Leipzig gefeiert werden.
Mit seinem persönlichen Einsatz erreichte Günter Neubert es schließlich, dass die Stadt Leipzig die Begegnungsstätte institutionell förderte und die Stelle eines Museumsmitarbeiters eingerichtet werden konnte. Die Förderung durch die Königlich Norwegische Botschaft und die Verbundnetz Gas AG sowie das kulturelle Angebot der Begegnungsstätte liefen dabei kontinuierlich weiter: Konzerte, Vorträge, Reisen wie zum Edvard-Grieg-Museum Troldhaugen, Besuche wie der von Herbert Blomstedt, das Frauenfrühstück des Königlich Norwegischen Honorarkonsulates oder der Norwegisch-Unterricht in den Vereinsräumen. Besonders sind dabei die Konzerte hervorzuheben, die viel, aber keineswegs ausschließlich Musik von Grieg enthielten und mit zahlreichen norwegischen Musikern ein insgesamt sehr hohes Niveau aufzuweisen hatten.
Als Komponist weit über die Grenzen Leipzigs hinaus wirksam, verfügt Günter Neubert über eine sehr gute Vernetzung, die er im Verein nicht zu seinem persönlichen Vorteil nutzte, sondern zum Wohle der Begegnungsstätte einsetzte. Seine eigene Musik erklang in der Begegnungsstätte zu besonderen, persönlichen Anlässen. So auch in diesem Jahr zu seinem 85. Geburtstag, um unserem Altpräsidenten für seine wunderbaren Erfolge in dieser wichtigen Etappe der Vereinsgeschichte herzlich zu danken.